eva.- Ende Juni wurde der Leiter der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ in Karelien, Juri Dmitriew erneut verhaftet. Nachdem er im April nach einem jahrelangen Verfahren wegen angeblicher „Kinderpornografie“ freigesprochen wurde, wirft man ihm nun „sexuelle Gewalt“ gegenüber seiner Adoptivtochter vor.
„Memorial“ und die Verteidiger Dmitriew sehen darin ein weiteres politisch motiviertes Verfahren, in dem die Vorwürfe haltlos sind, wie bereits im vorhergehenden. Damals wurden Fotografien, die Dmitriew von seiner Adoptivtochter gemacht hatte, um gegenüber der Vomundschaftsbehörde den körperlichen Zustand seiner Tochter zu dokumentieren als „Kinderpornografie“ ausgelegt.
Als Motiv für das neue Vorgehen gegen Dmitriew sehen Beobachter Rache von Justiz- und Geheimdienstvertretern. Dmitriew hatte unter anderem tausende von Morden während des Stalin-Terrors in Karelien dokumentiert. Zudem veröffentlichte „Memorial“ erstmals eine Liste mit Namen der an den Verhaftungs- und Hinrichtungswellen beteiligten NKWD-Mitgliedern. „Memorial“ klärt seit vielen Jahren die Repression während des Sowjetregimes auf und wurde darum wegen angeblicher ausländischer Finanzierung als „ausländischer Agent“ eingestuft.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Karelischer Menschenrechtler Dmitrjew von Pädophilie-Vorwurf freigesprochen