eva.- Der Politolog Viktor Denisenko analysierte die Meinung der russischen Presse zu den baltischen Staaten und konnte zwei dominierende Meinungen feststellen: Einerseits werden die drei Länder Estland, Lettland und Litauen zu politischen „Zwergen“ marginalisiert, andererseits ist der Unmut gross, wenn die Länder in einem Konflikt nicht auf der Seite Russlands stehen.
Viktor Denisenko untersuchte die drei Zeitungen „Argumenty i Fakty“, „Iswestia“ und „Komsomolskaja Prawda“ der Jahre 1991-2009. Er kam zum Schluss, dass die Meinung gegenüber dem Baltikum insgesamt mehrheitlich negativ ist, wie er in einem Interview des Nachrichtenportals Delfi.lt sagte. Besonders reize die russische Presse die feindliche Einstellung der baltischen Länder gegenüber der sowjetischen Vergangenheit, die vielfach als „antirussisch“ aufgefasst wird.
Deutliche Verschlechterung des Images 2008
Das Image der drei Staaten in Russland verschlechterte sich 2008 noch einmal deutlich als sich die baltischen Republiken im russisch-georgischen Konflikt auf die Seite Georgiens stellte und Sanktionen gegenüber Russland forderte. Ab diesem Zeitpunkt sei es sehr schwierig, irgendwelche positiven Schlagzeilen zu den Ländern zu finden, so Denisenko. In den Zeitungsausgaben von 2008 sei sogar eine gewisse Schadenfreude festzustellen als das Baltikum als Teil des westlichen Kapitalismus von der Weltwirtschaftskrise gebeutelt wurde.
Wie er weiter sagte, existierte in Russland bereits zur Sowjetzeit ein Misstrauen gegenüber den baltischen Republiken, die als Verräter und Schmarotzer galten. 1991 als sich Litauen, Lettland und Estland ihre Unabhängigkeit erklärten, seien russischen Medien für kurze Zeit positiv eingestellt gewesen, weil auch Präsident Jelzin und die demokratischen Kräfte im Land die Auflösung der Sowjetunion unterstützt hätten. Aber je mehr Russland selbst die Rolle der UdSSR übernommen habe, desto feindlicher sei man dem Baltikum gegenüber gestanden.
Bild: Eugen von Arb/ SPB-Herold
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