TOPTICKER.- Der Bauplatz für eines der wichtigsten Bauvorhaben Petersburgs wird geräumt. Auf dem Areal, auf dem der Komplex „Europaufer“ gebaut wird, befanden sich bis heute die Überreste des Staatlichen Instituts für angewandte Chemie. Vor dem Abriss, konnte ein Fotograf von Fontanka.ru die verwahrlosten Gebäude dieser einst hochwichtigen Institution betreten.
Auf der so genannten „Baumwollen-Insel“, die heute ein Teil der Petrograder Seite ist, wurden seit der Stadtgründung bis im 19. Jahrhundert hauptsächlich Waren gelagert – darunter Textilien. 1897 wurde nach den Plänen von Rober Marfeld die Fabrik für Industrie-Alkohol gebaut. In den folgenden Jahren wurden mehrmals Projekte entwickelt, um auf der Insel einen grossen Park oder eine Sportanlage zu bauen, doch Krieg und Revolution durchkreuzten diese Pläne.
1919 wurde in den Gebäuden der Sprit-Fabrik das Institut für angewandte Chemie gegründet, das in den Zwanziger- und Dreissigerjahren praktische die gesamte chemische Industrie Russlands entwickelte, die davor kaum existierte. Das Institut blieb auch während der Leningrader Blockade 1941-44 in Betrieb. Man stellte dort unter anderem Munition und diverse Brennstoffe her.
Während des kalten Krieges wurde das Institut wie viele staatliche Betriebe für die Rüstungs- und Weltraumindustrie eingespannt und spielte eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Raketentreibstoff. Daneben liefen viele andere streng geheime Projekte, so wurde auch an C-Waffen gearbeitet. 1960 bis 1970 wurde ein neuer Komplex für das Institut gebaut, und 1967 errichtete man auf der Westseite des Areals den Sportkomplex „Jubileini“.
Neubauprojekt von Konflikten begleitet
2003 wurde zum ersten Mal öffentlich über die Möglichkeit diskutiert, auf dem Gelände einen Businesskomplex zu bauen. Begleitet von Prozessen wurde das Projekt weiter entwickelt und die Ziegelsteinbauten der ehemaligen Spritfabrik schliesslich aus dem Register für denkmalgeschützte Bauten gestrichen.
2009 gewannen die beiden in Deutschland lebenden Petersburger Sergei Tschoban und Ewgeni Gerassimow den Architekturwettbewerb für die Überbauung, zu der auch das Boris Eifman-Tanztheater des holländischen Architekten Gerard Loozekoot gehört. Bis 2016 soll das Grossprojekt, dessen Hauptinvestor „VTB Development“ ist, fertiggestellt sein. (eva)
Bilder: Michail Ognew/ www.fontanka.ru
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